Bei Promi-Autobiografien wie dieser ist der Medienrummel so groĂ, dass man sich zwangslĂ€ufig fragt, ob der Inhalt des Buches damit mithalten kann. Sensationelles gibt es jedenfalls nicht zu lesen: keine skandaltrĂ€chtigen EnthĂŒllungen, die Angriffe auf ehemalige Mitstreiter halten sich in Grenzen. Nur Lothar MatthĂ€us bekommt sein Fett ordentlich weg, aber das stört niemanden. Die LektĂŒre ist naturgemÀà vor allem fĂŒr FuĂballfans interessant. Denn in Ich hab's allen gezeigt dreht sich fast alles um das runde Leder und das GeschĂ€ft damit in der Bundeliga. "Er redet nicht geschwollen, sondern sagt geradeaus, was er denkt." Dieses Urteil Effenbergs ĂŒber den Boxer Graciano Rocchigiani gilt auch fĂŒr den ehemaligen Mittelfeld-Star des FC Bayern selbst. UngekĂŒnstelt und offen erzĂ€hlt Effe von seiner Karriere -- vom Ehrgeiz schon als Junge FuĂballprofi zu werden, von seinen Stationen Mönchengladbach, Florenz, MĂŒnchen und Wolfsburg. Entstanden ist das Buch auf der Basis langer Interviews mit dem RTL-Journalisten Jan Mendelin. Und so liest es sich auch: Die LektĂŒre ist kurzweilig, und gerne ĂŒberlĂ€sst man sich fĂŒr die zwei, drei Stunden, die man das Buch bis zum Ende in der Hand hat, der Innenansicht eines FuĂballstars. Nur den einen oder anderen spĂ€tpubertĂ€ren Machospruch hĂ€tte er sich sparen können -- da werden beispielsweise Frauen "geplĂ€ttet" oder "zugeritten". Von Paparazzi verfolgt wie Freiwild, als er nach langer Ehe eine neue Freundin hat, von der Boulevardpresse jahrelang als Schlagzeilenlieferant benutzt, der Rausschmiss aus der Nationalmannschaft nach dem Stinkefinger-Skandal -- verstĂ€ndlich, dass Effe endlich mal seine Sicht der Dinge schildern will. Und er tut das erstaunlich abgeklĂ€rt. Der "Tiger" ist also reifer und zahmer geworden, redet ĂŒber sein Leben nach der Karriere, beweist aber auch, dass er ein sehr eigenwilliger Typ bleibt. Es wĂ€re nun ein schöner Abschluss der Geschichte, wenn Effe tatsĂ€chlich zusammen mit einem anderen Original der Bundesliga -- Mario Basler -- seine Karriere im WĂŒstenemirat Katar beendet. --Christian Stahl Quelle:
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