Ein Hamburger ist für Eric Schlosser nicht nur eine Scheibe gebratenes Hackfleisch zwischen zwei Brötchenhälften, sondern ein Sinnbild dafür, wie moderne Gesellschaften heute essen und wirtschaften, wie sie mit ihrer Umwelt, ihrer Kultur und ihren Mitmenschen umgehen. Für den amerikanischen Journalisten steht fest: Wir leben in einer Fastfood-Gesellschaft -- und in seinem faktenreichen und lesenswerten Buch beschreibt er, warum er dies für keinen guten Zustand hält. Zunächst widmet sich der Autor der Geschichte des Fastfoods in den USA. Ende der 40er-Jahre revolutionierten die Brüder Richard und Maurice McDonald die amerikanische Esskultur mit einem völlig neuen Konzept: Auf der Speisekarte standen nur noch wenige Gerichte. Geschirr und Gläser wurden durch Plastik und Pappe ersetzt. In der Küche arbeiteten die Angestellten im Fließbandverfahren, und statt von Kellnerinnen bedient zu werden, holten sich die Kunden ihr Essen direkt an der Theke. Mit diesen Methoden ließ sich mehr Essen in kürzerer Zeit zu billigeren Preisen anbieten. Aus dem SB-Restaurant der McDonald-Brüder wurde binnen weniger Jahre ein Weltkonzern. Es blieb nicht der Einzige. Doch der globale Siegeszug der Burger und Co. hat Schattenseiten. Schlosser zeigt sie deutlich auf: Der immense Bedarf der Ketten an billigem Fleisch und Kartoffeln hat die Landwirtschaft in den USA grundlegend verändert. Agrarfabriken und Massentierhaltung haben kleine Betriebe verdrängt. In den Pommes-Fabriken und Schlachthöfen werden nur noch Billigjobs angeboten, Gewerkschaften sind verpönt. Die Lebensmittel werden unter industriellen Bedingungen produziert, was zu Qualitätsminderung führen kann. Der "typische" Geschmack des Fastfoods stammt größtenteils aus Aromalabors. Und was die gesundheitlichen Folgen übermäßigen Burger-Genusses angeht, so stellt Schlosser fest, dass "sich überall da, wo sich die amerikanischen Fastfoodketten niederlassen, die Hüften runden". Eric Schlossers Buch ist sorgfältig recherchiert, spannend geschrieben und zugespitzt im Urteil. Es ist kein ideologischer Kreuzzug gegen das schnelle Essen -- Schlosser prangert nur besonders drastische Auswüchse an. Sein Fazit: "Der niedrige Preis eines Fastfood-Hamburgers spiegelt nicht seinen wahren Preis. Die Gewinne der Fastfoodketten werden auf Kosten der Gesellschaft gemacht". --Christoph Peerenboom Quelle:
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