Die Frage, wie heute Software angemessen zu entwickeln ist, beschäftigt viele Entwicklungsteams und -unternehmen. Die erste große Softwarekrise hat zu komplexen Prozessen und Verfahren geführt, deren Dokumentationen oftmals viele 100 oder 1.000 Seiten stark sind. Doch auch diese Verfahren haben ihren Nachteile: Schwerfälligkeit und Unüberschaubarkeit. Daher ist in den letzten Jahren der Begriff "agile Prozesse" für eine Gruppe neuer, leichtgewichtiger Entwicklungsprozesse entstanden. Einer hiervon, der mit am meisten Aufsehen erregt hat, ist das eXtreme Programming (XP) von Kent Beck, das Henning Wolf, Stefan Roock und Martin Lippert mit eXtreme Programming in der 2. überarbeiteten und erweiterten Auflage für den Praxisgebrauch vorstellen. Beschreibungen zu den Aspekten des eXtreme Programmings finden sich genug, doch wie bewähren sich die teilweise doch recht revolutionären Ideen in der Praxis? Die Mitarbeiter der Firma it-agile haben XP bereits sehr früh nach ersten Kontakten mit dem Thema 1999 in verschiedenen Projekten eingeführt und berichten in diesem Buch über ihre Erfahrungen. Jeder Baustein wird einzeln ausführlich behandelt, Beispiele werden gebracht, Empfehlungen ausgesprochen und Bezüge zu anderen XP-Techniken hergestellt. Die Detailliertheit schwankt je nach Abschnitt, aber als programmierender Leser fühlt man sich jedesmal gut informiert und merkt den Autoren ihre Praxiserfahrung an. Die 2. Auflage wurde in vielen Teilen hinsichtlich Neuerungen und Leseranregungen überarbeitet und erneuert und auf den neusten Stand der Erfahrungen rund um XP gebracht. Nach der ersten Auflage von 2002 ist hier einiges Neues an Wissen hinzu gekommen. Völlig neu etwa ist das 3. Kapitel, in dem die Autoren die agilen Methoden Scrum, Feature Driven Development (FDD) und Industrial XP beschreiben. Ansonst wurde die alte Buchstruktur beibehalten, jedoch wie gesagt erweitert, aktualisiert und überarbeitet. So beschreibt ein Kapitel die Rollen in einem XP-basierten Projekt. Diese legen fest, welche Aufgaben und Verantwortungen die Beteiligten im Prozess haben. Die weiteren Kapitel machen dann noch deutlicher, worin die Erfahrung des Autorenteams liegt. Sie beschreiben Artefakte, organisatorische Aspekte im Umgang mit XP, die Schwierigkeiten bei der Einführung von XP sowie spezielle Konstellationen. Abgerundet wird das Buch mit einigen Projektberichten und einer Bewertung. Neu hinzu gekommen ist etwa auch ein Abschnitt über die 12 häufigsten Fehler in XP-Projekten. eXtreme Programming wird mehr als 6 Jahre nach seiner "Geburt" nicht mehr wegen seiner grundlegenden Existenzberechtigung, sondern mehr hinsichtlich seiner Einsetzbarkeit in bestimmten Projekten diskutiert und ist damit seinen Kinderschuhen entwachsen. eXtreme Programming gibt einen guten Einblick in Theorie und Praxis der "extremen" Programmierung und macht die Entscheidung über eine Einführung ebenso wie die Einführung der Technik in ein Unternehmen oder eine Entwicklergruppe selbst leichter. Die 2. Auflage lohnt sich dabei auch für Besitzer der Erstauflage -- vier Jahre sind eine lange Zeit und es ist viel passiert, dass schlägt sich in der 2. Auflage deutlich nieder. Wer über einen modernen Software-Entwicklungsprozess für sein Team nachdenkt, sollte die gut aufbereitete Erfahrungen der Autoren nutzen und einen Schritt in Richtung Zukunft machen. --Frank Müller/Wolfgang Treß Quelle:
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