Die neue Architektur Sir Norman Fosters im Berliner Reichstag und besonders dessen Bekrönung, die Kuppel, avancierte in kürzester Zeit und noch vor dem Brandenburger Tor zum unangefochtenen Symbol des neuen Berlin. Dies war nicht annähernd vorauszuahnen, zumal die Debatten über die ästhetische Erscheinung der Kuppel zunächst das Gegenteil vermuten ließen. Sowohl die Besucherzahlen als auch die schier unbegrenzte mediale Präsenz der gläsernen Bekrönung des Parlaments sind jedoch untrügliche Indizien für den Erfolg des Umbaus. So kann Bernhard Schulz' ebenso notwendige wie -- trotz ihrer unbeschwerlichen Handlichkeit -- gehaltvolle Publikation zum "Neubau" des Reichstags der Führer dieses Baus schlechthin genannt werden. Denn dem Autor gelingt es nicht nur, in einer Vielzahl von Farbabbildungen die bauliche Atmosphäre und ästhetische Qualität von Fosters Architektur lebendig zu vermitteln, er führt vor allem durch die anschaulich illustrierenden Grafiken und Pläne zu den Bauetappen des Reichstags, seine historische Entwicklung ebenso wie die Struktur und Funktion der Architektur ausgezeichnet vor Augen. Bernhard Schulz erliegt glücklicherweise auch nicht der Versuchung, nur einen schön illustrierten Bild-Führer zu präsentieren. Denn in einem weiten Bogen leitet er nach dem Vorwort des Hausherrn und Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse und nach der Einführung des Architekten des Umbaus, Norman Foster, in die Geschichte des Baus und seines "ersten" Architekten, Paul Wallot, ein. Selbst dem deutschen Parlamentarismus in seinen unterschiedlichen staatlichen Systemen wird ein Kapitel gewidmet. Mit der Dokumentation zu den Umbauplanungen und dem "Zwischenspiel" der Reichstagsverhüllung durch den Verpackungskünstler Christo und seine Frau Jeanne-Claude nähert sich der Autor schließlich Fosters Umbau. Dieser wird in allen Facetten sinnfällig vorgestellt. Mit den Kapiteln zur Umgebung, dem Parlaments- und Regierungsviertel sowie der Frage nach dem symbolischen Gehalt des Baus rundet Schulz seine Analyse des neuen Wahrzeichens der deutschen Hauptstadt ab. Eine Biografie zum Architekten, eine kurze Bibliografie sowie Daten zum Bau beschließen dieses unentbehrliche Vademecum für jeden Berlin-Interessierten. --Dr. Ernst Seidl Quelle:
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