"Augen auf beim Bilderkauf", lautet die Devise für den kunstinteressierten, aber eher wenig informierten Laien. Zu viel "Kunst" überschwemmt derzeit den Markt, und selbst jener, der sich überwunden hat, an Galerietüren schüchtern anzuklingeln, steht in den intimen Altbau-Kabinetten der oftmals wortgewandten Kunsthändler beizeiten ratlos vor den Passepartouts. Wie werde ich denn nun zum Kunstsammler aus Leidenschaft? Bin ich eher der Typ für die mit Fett beschmierte Badewanne des anthroposophisch angehauchten Beuys-Schülers aus Düsseldorf oder für die Oberammergauer Porno-Holzschnitz-Plastik von Jeff Koons? Was lohnt sich zu erwerben, um es a) glücklich zu besitzen oder b) später mit Gewinn wieder abzustoßen? Gar mancher Besucher der Art Cologne oder der Art Basel braucht da Hilfe. Die wird gar manchem mit Fit für den Kunstmarkt der Hamburger Kunstjournalistin Claudia Herstatt nun gewährt. In 200 Einträgen gibt die langjährige Korrespondentin der Zeitschrift Art und ehemalige Documenta-Sprecherin Auskunft über die Vorbereitungsrituale beim Kunstkauf (mindestens ein Jahr lang lediglich über Trends und Strömungen informieren), spektakuläre artifizielle Großereignisse, Sammlerrefugien, Ersteigerungstechniken bei Auktionen, Kunst als Wertanlage sowie die unterschiedlichen Objekte des Kunsterwerbs (Was ist besser: Malerei, Grafik, Fotografie? Oder kann man das so gar nicht sagen?). Jedem Kapitel ist ein überaus informatives Langzitat eines kompetenten, in Fachkreisen zumeist bekannten Sachverständigen vorangestellt: Literatur- und Geheimtipps (ab in die Provinz!) sowie zahlreiche Link-Adressen zu Institutionen ergänzen den Band auf das Trefflichste. Manches, was man in einem "Ratgeber" vermutet, wird man ob seines "unberechenbaren" Gegenstands in Fit für den Kunstmarkt nicht finden. Das ist einerseits verständlich, will Herstatt doch vor allem für die "Basics" des Sammelns sensibilisieren. Andererseits aber hätte ein Register der Fachbegriffe am Ende des Bandes dem Buch sicher gut getan. Und auch die Erläuterung des einen oder anderen nur beiläufig eingestreuten Terminus (Was ist denn nun ein "Vintage Print?") wäre dem interessierten Einsteiger sicher dienlich gewesen. Alles in allem aber ist Fit für den Kunstmarkt eine gelungene Einführung geworden, mit der sich auf dem überaus glatten Parkett von Galerien, Auktionshäusern und Kunstmessen etwas sicherer flanieren lässt. --Thomas Köster Quelle:
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