Auriane hat ihre Vergangenheit als Anführerin des germanischen Stammes der Chatten weit hinter sich gelassen. Gemeinsam mit ihrem Geliebten, dem Philosophen Marcus Julianus, und ihren beiden Töchtern lebt sie westlich des Limes als römische Bürgerin. Das einzige Band zu ihrem früheren Stamm besteht in dem Silber, das sie den Chatten heimlich zukommen lässt. Die Chatten kaufen mit diesem Silber Waffen aus Stahl, deren Besitz ihnen von den Römern untersagt worden ist. Bei einer nächtlichen Geldübergabe wird Auriane von römischen Deserteuren überrascht. Einer der Männer entkommt und droht, ihr Geheimnis zu verraten, womit Aurianes friedliches Leben mit Marcus Julianus verwirkt wäre. Marcus selbst schafft sich mit seiner entschiedenen Positionierung gegen die Kriegstreiber in den Reihen der römischen Politik derweil gefährliche Feinde, die nur auf eine Gelegenheit warten, den Mann, der eine Barbarenfrau in seinem Haus aufgenommen hat, des Hochverrats zu bezichtigen. Als dann noch Aurianes alter Kampfgefährte Witgern auftaucht und sie beschwört, ihren ehemaligen Stamm im Kampf gegen die feindlichen Cherusker anzuführen, muss Auriane erkennen, dass der Friede, den sie in ihrer Liebe zu Marcus Julianus gefunden hat, nicht mehr als eine Atempause war... Mondschatten nimmt die Hauptfiguren aus Gillespies historischem Roman Mondfeuer auf, allen voran natürlich die von ihrem unerbittlichen Schicksal getriebene Heldin Auriane. Mann muss den Vorgängerroman allerdings nicht gelesen haben, um den Einstieg in die reichhaltige, atmosphärisch dicht geschilderte Welt Gillespies zu finden. Auch in ihrem zweiten Roman hat die Autorin wesentlich sorgfältiger recherchiert, als das bei historischen Romanen allgemein üblich ist. Das zahlt sich aus: Die Weltanschauungen der Hauptfiguren sind absolut nachvollziehbar in die Lebensweisen einbettet, denen sie entstammen -- auch und gerade dann, wenn die Hauptfiguren auf verschiedenen Seiten stehen. Der Roman verliert jedoch keine Zeit mit ausgiebigen Erläuterungen über seinen historischen Hintergrund. Gillespie steigt auf der ersten Seite in die Handlung ein und hält ein hohes Erzähltempo aufrecht. Im Zentrum der Geschichte steht dabei weder das komplexe Intrigenspiel Roms noch die Kämpfe germanischer Stämme, sondern Aurianes Versuch, das Pflichtgefühl gegenüber ihrem Stamm mit ihrem persönlichen Wunsch nach einem Leben mit Marcus Julianus und mit der Verantwortung für ihre Töchter in Einklang zu bringen. Das macht die eigentliche Spannung von Mondschatten aus, die Gillespie mühelos über siebenhundert schnell verschlungene Seiten aufrechterhält. --Jakob Schmidt Quelle:
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