Ein hinreißendes Buch, wie ein Überraschungsei: etwas zum Lernen, etwas zum Schmunzeln und etwas, das einem das Leben in seinen abenteuerlichen Facetten zu erschließen hilft. Geschrieben von einem Autor, der die seltene Gabe hat, vermeintlich trockene Naturwissenschaft ungemein belebend und geradezu unterhaltsam darzustellen. „Man muss kein Genie sein, um die Naturwissenschaften zu verstehen.“ sagt Len Fisher im Vorwort und so darf man sich denn auch mit gesegneter Halbbildung den acht Kapitel hingeben, nur: Neugier sollte man mitbringen und vielleicht ein Stückchen Leidenschaft, Dinge hinterfragen zu wollen, das wäre nicht schlecht. „Die Wissenschaftler, von denen in diesem Buch die Rede ist, hatten den Mut, an eine Welt jenseits unseres Erfahrungshorizonts zu glauben.“ Und wenn man die Geschichten liest, Protokolle von zum Teil abenteuerlichen Versuchen, die Anordnungen von Experimenten, dann ist man geneigt zu behaupten, dass heutiger Wissenschaft jene Spielfreude und Experimentierbereitschaft von früher nicht mehr nachgesagt werden kann. Aber das ist sicher nur das Urteil eines Außenseiters. Hier jedenfalls wird aus hochspannendem Nähkästchen geplaudert: gibt es eine Seele, ist sie greifbar, existiert sie als Körper und nimmt somit Raum ein, ist sie eine Substanz und besteht sie aus „weichen, kugelförmigen Seelenatomen“ und vor allem: wiegt sie wirklich soviel wie eine Scheibe Brot? Fragen, die um 1900 hochgradig aktuell und ernst waren und zu wichtigen Etappen wissenschaftlicher Erkenntnissprozesse wurden. „Um 21.10 Uhr starb der Patient plötzlich, und genau mit der letzten Bewegung seiner Atemmuskeln... fiel das Ende des Waagbalkens auf die untere Begrenzungsmarke...wie wenn ein Gewicht vom Bett weggenommen worden wäre.“ War das die entweichende Seele? Len Fisher verbindet wie kaum ein Zweiter saubere Recherche, fundierte Wissenschaftsergebnisse mit leichter journalistischen Hand. Unübersehbar auch sein Anliegen, Wissenschaft populär zu machen. Raus aus den Labors, raus aus dem Elfenbeinturm. „Wissenschaftliche Fragen wie ein Kind anzugehen,“ das ist sein Motto. Und wer so auf Spurensuche geht entdeckt, dass hinter heute so geläufigen Erfindungen wie einem Blitzableiter oder der modernen Entwicklungsbiologie Erkenntnisse stecken, „bei denen oft das Geniale mit dem Bizarren zusammentraf.“ --Barbara Wegmann Quelle:
|