Masako Togawa ist ein echter Geheimtipp! Ihre zuweilen bizarren und surreal wirkenden Kriminalromane entwickeln eine ungeheure Anziehungskraft. TrĂŒbe Wasser in Tokio handelt von den Ermittlungen des Psychiaters Uemura, dessen Patient einen Mord begangen haben will, der eigentlich gar nicht passiert sein kann. Akio Tanno hat den Mord an einer Frau gestanden. Er habe das Verbrechen genau geplant, weil das Opfer seine Avancen entschieden zurĂŒckgewiesen und sich ĂŒber ihn lustig gemacht hĂ€tte. Einen Haken hat die ganze Angelegenheit: Frau Owada, die angeblich Ermordete, lebt und erfreut sich bester Gesundheit. Uemura sucht sie in ihrer Wohnung auf und verfĂ€llt schon nach kurzer Zeit selbst ihrer ungewöhnlichen AttraktivitĂ€t und der Ahnung eines Geheimnisses, das um seine Gastgeberin zu schweben scheint. Uemura befragt Owadas Ehemann, Kommilitoninnen und Freundinnen seines Patienten. Er ahnt, dass alle ihn beschwindeln, die Unwahrheit sagen und Dinge vor ihm verbergen. Zu schaffen macht ihm aber auch die Tatsache, dass ihn die befragten Frauen sexuell erregen, Uemura sucht sogar ihre NĂ€he, besucht Swinger-Parties mit der einen, ĂŒbernachtet bei der anderen und entschuldigt sich damit, alles sei nur im Dienste der Sache. ZufĂ€lle helfen ihm weiter und alles ist schlieĂlich ganz anders als erwartet. Eine eigenartige, beunruhigende Stimmung geht von Togawas kunstvoller Prosa aus. Die Handlung entwickelt einen unwiderstehlichen Sog, der durch den ausgeprĂ€gt resignierten Zynismus ihrer Hauptfiguren um so stĂ€rker zu wirken vermag. Ein erleichtertes Aufatmen lĂ€sst die Autorin auch ĂŒber das Ende hinaus nicht zu, obwohl sie einen wundervollen unterschwelligen Humor pflegt. Togawa beweist nach Schwestern der Nacht auch hier auĂergewöhnliche literarische FĂ€higkeiten und gehört zu den ganz groĂen Wiederentdeckungen der letzten Jahre. Ein echtes GlanzstĂŒck der Krimireihe metro im Schweizer Unionsverlag! --Ulrich Deurer Quelle:
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