Musik war bereits für den ganz jungen Franz Schubert ein köstlicher Zauber; später wurde sie für ihn das Leben selbst. Als er im Jahre 1828 in Wien mit gerade einunddreißig Jahren starb, hinterließ er unter anderen ein überwältigendes Liedwerk, das über sechshundert Vertonungen umfasst, neun Symphonien, siebzehn Bühnenwerke, etliche Messen und ein umfangreiches Klavier- und Kammermusikwerk. Franz Schuberts Symphonien nennt sich dieses von Renate Ulm im Auftrag des Bayerischen Rundfunk herausgegebene Buch, das weit mehr als ein Nachschlagewerk ist. Mehr noch, die Macher schienen sich nicht ganz einig über das Konzept. Kurzum: aufschlussreicher Inhalt bei zu wenig Systematik. Zwar werden sämtliche Symphonien Schuberts beschrieben; so ganz wie es sich für knochenharte Musikwissenschaftler gehört: mit Notenbeispielen und Dokumentation. Wichtige Einblicke in Schuberts Schaffen erhält man durch die Essays über sein Verhältnis zu Komponisten wie Haydn, Mozart, Beethoven oder Rossini. Doch dann finden sich auch eine Reihe ganz anderer Aufsätze, die mit der Titelgebung des Buches nichts gemein zu haben scheinen, die aber umso spannender zu lesen sind. Hochinteressantes etwa erfährt man von Christine Fischer über Schubert-Bildnisse. Schuberts Weg zum freischaffenden Künstler wird in einem weiteren Aufsatz beleuchtet, ebenso das Wiener Musikleben seiner Zeit. Besonders interessant war für mich die Lektüre von "Buddhas Asche, Tipp-Ex und Hypnose" oder die "Fünf sachdienlichen Hinweise für Finder einer Schubert-Symphonie". Sie zeigt, wie penibel und akkurat Musikforscher operieren, wenn es darum geht, eine Fälschung zu entlarven. Dennoch zeigt sich nicht zuletzt an diesem Artikel, woran das Buch etwas krankt. Zu viele Aspekte werden angesprochen und zu viele Autoren wurden dafür engagiert, die -- wer mag ihnen das verübeln -- ihre frisch gewonnenen Erkenntnisse publizieren wollten. Eine ordnende Redaktionshand hätte bei diesem Material Wunder bewirkt. Dennoch: das Buch ist gerade wegen jener Artikel, die so gar nichts mit der Titelgebung zu tun haben, besonders lesenswert. --Teresa Pieschacón Raphael Quelle:
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