Eine möglichst groĂe Zahl von Lesern ist dem vorliegenden PortrĂ€t des Komponisten Arnold Schönberg zu wĂŒnschen, denn es beleuchtet Biografie und Werk dieser Persönlichkeit so, dass auch ein nicht musikwissenschaftlich vorgebildeter Interessent schale Etikettierungen, wie "Neutöner" oder "VisionĂ€r", nach der LektĂŒre weit hinter sich zu lassen vermag. Freilich, hier wird auf immerhin 150 Seiten nur der Grundstock gelegt zu einem VerstĂ€ndnis von Schönberg und seiner Zeit: WeiterfĂŒhrende Literatur, die im Anhang ĂŒbrigens knapp, aber gut sortiert angegeben wird, ist unabdingbar, um wirklich in die Materie einzudringen. Notwendig ist selbstverstĂ€ndlich auĂerdem das Hören schönbergscher Musik, wozu die stichwortartigen Besprechungen einiger Werke in diesem Buch zweifellos anregen. Allerdings erfĂ€hrt man darĂŒber hinaus, dass es im Oeuvre Schönbergs nicht nur Tonkunst, sondern auch GemĂ€lde zu entdecken gibt, ferner auch Literarisches, seine wie gemeiĂelt formulierten Briefe eingeschlossen. Die optimale Vermittlung der Thematik garantiert im Ăbrigen nicht nur der engagiert berichtende Text des kenntnisreichen Musikwissenschaftlers Matthias Henke, sondern auch die hervorragende Aufmachung des Bandes: Zitate von Schönberg und seinen Zeitgenossen ergĂ€nzen, durch farbige KĂ€stchen am Seitenende abgesetzt, den fortlaufenden Text ebenso plastisch wie -- freilich stark verkleinerte -- Reproduktionen von GemĂ€lden, Fotografien und anderen Originaldokumenten. Dem Leser erschlieĂt sich panoramaartig nicht nur das wechselvolle Leben Schönbergs mit seinen zwei Ehen, seinem Kampf um Anerkennung der neuen kompositorischen Mittel "AtonalitĂ€t" und Zwölftontechnik und dem amerikanischen Exil, sondern auch die Gestimmtheit einer Ă€uĂerst wichtigen Kulturepoche. Bekannte und lĂ€ngst vergessene Namen tauchen aus dem Dunkel der Geschichte auf und ziehen am Leser vorĂŒber, dabei Spuren hinterlassend, die zu spĂ€terer Vertiefung anregen. --Michael Wersin Quelle:
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