Gut, über Orangenmarmelade kann man sich streiten -- nicht aber über Paddington, den kleinen Bären aus Peru. Obwohl dieser kleine Pfoten-Held, da bleibt schon nach den ersten Seiten kein Zweifel, kaum etwas so liebt wie Orangenmarmelade. Seine Liebhaberei für diese umstrittene Gaumenfreude belegt es klar und deutlich -- er lebt in England. Er lebt bei Familie Brown. Diese Browns waren ungefähr die durchschnittlichste Familie der Welt, bis eines Tages Paddington, benannt nach seinem Fundort, einem Londoner Bahnhof, in ihr Leben trat. Seither geht es rund; und Mrs. Bird, die auf Ordnung und Anstand bedachte Haushälterin, ist verdächtig oft einer Ohnmacht nahe. Nicht nur, dass der kleine Zottel überall Orangenmarmeladen-Tapser hinterlässt, nein -- er lässt sich auch überhaupt nichts sagen -- alle Erfahrungen will er unbedingt selber sammeln und sie dann anschließend sorgfältig in sein Tagebuch niederkritzeln. Kein Ratschlag und sei er noch so wohlmeinend, kommt bei ihm an; stets meint er, es selbst noch ein wenig besser zu wissen. Das eigentlich Fatale ist jedoch seine unerschütterliche Hilfsbereitschaft -- ständig auf der Suche nach neuen Einsatzfeldern wackelt er alleine oder im Schlepptau seiner Menschen-Familie durch sein idyllisches London und hilft, wo er kann. So auch im siebten Band der Hanser-Neuauflage des Kinderbuch-Klassikers Grosser Auftritt für Paddington. Egal ob als Ballett-Star, als Börsianer oder als Maurermeister -- Paddington bringt erst alles durcheinander bevor auch die anderen endlich durchschauen, was er eigentlich Gutes hatte tun wollen. Kein Wunder, dass eines der Kapitel den bedeutungsschweren Titel "Zu viel des Guten" trägt. Zunächst sind die Paddington-Bücher in deutscher Sprache im dtv-Verlag in der Reihe dtv-Junior erschienen, seit wenigen Jahren legt der Carl Hanser Verlag die Reihe in einer schön gestalteten Hardcover-Ausgabe neu auf. Durch die große Schrift ist das Buch auch von der Gestaltung her für jüngere Kinder die geeignete Lektüre. Hinreißend und eigentlich unverzichtbar für den vollendeten Charme der Bücher sind die Federzeichnungen Peggy Fortnums, jede für sich ein Grund, sich auf der Stelle in den pelzigen Knopfaugenbären zu verlieben, den Michael Bond übrigens schon in den 60er-Jahren erfunden hat. --Petra Breitenbach Quelle:
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