Ein Tatort wie inszeniert: der Ermordete liegt, von KrĂ€hen schon zerfressen und entstellt, nackt auf einem Hochsitz, mitten im waldreichen Bergischen Land. âWenn sie die Augen schlieĂt, glaubt sie die Angst des Toten noch zu fĂŒhlen, ein rasendes, irrlichterndes Aufbegehren.â FĂŒr Judith Krieger, Kölner Kommissarin mit Kummer in Job und Liebe wird es eine harte Nuss. Das ist sicher immer ein Risiko: verschiedene SchauplĂ€tze, das Hin- und Herspringen, die ParallelfĂŒhrung verschiedener HandlungsfĂ€den und schlieĂlich das ZusammenfĂŒhren, der Höhepunkt, der Schlusspunkt. Da muss das Mosaik stimmig sein. Und es ist stimmig! Gisa Klönne meistert dies zielstrebig und schafft noch mehr: da ist und bleibt nicht nur ĂŒber 360 Seiten ein wirklich ĂŒberzeugender Spannungsbogen, da entwickelt sich nicht nur eine Geschichte, deren Sinn und Gehalt Hand und FuĂ hat, sondern es erwachsen aus dem Krimi ansehnliche PortrĂ€ts von Menschen. Ăber die, besonders Frauengestalten, sagt die Autorin aus Köln viel, nicht immer in flieĂender, klarer oder besonders auffĂ€lliger Sprache, im Gegenteil, oft sind die SĂ€tze kurz, unscheinbar, wie schnell und hastig dahin gesprochen und aufgeschrieben, um sie bloĂ nicht zu vergessen. Dennoch werden die Bilder dieser Frauen sehr prĂ€zise und scharf, eindrucksvoll und ĂŒberzeugend. Da ist die Kommissarin, die frĂŒher âein echter Knallerâ, mit âKillerinstinktâ war, die mit ihrem Kollegen vor zwei Jahren den Dienst tauscht und hilflos miterlebt, wie dieser beim Einsatz in eben jener Nacht erschossen wird. Parallel trennt sich ihr Freund von ihr, weil Menschen bei der Polizei nun mal stets keine Zeit fĂŒrs Private haben. Dann ist da Diana Westermann, von manchem alten Hasen in ihrer leitenden Stellung als junge Försterin beneidet. Mitten im Wald lebt sie mit Hund Ronja allein, erhĂ€lt anonyme Anrufe, fĂŒhlt sich verfolgt und beobachtet. Und schlieĂlich Laura, das junge MĂ€dchen, das in einem Yoga- Ashram ganz in der NĂ€he des Tatortes wohnt, verkorkstes Elternhaus, unglĂŒcklich verliebt und sehr beeinflussbar. âEine schreckliche Angst hat von ihr Besitz ergriffen, seitdem diese Kommissarin den Toten ... beschrieben hat. Eine Panik, die ihr die Kehle zuschnĂŒrt.â Ein Krimi, der wirklich flott zu lesen ist, atmosphĂ€risch eine Menge heraufbeschwört und eine Geschichte mit Klasse hat. Vor allem aber: hier kommt eine echte und ernst zu nehmende Konkurrenz zu allen wohlbekannten Crime-Profis aus dem skandinvischen Norden. --Barbara Wegmann Quelle:
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