In der momentanen Schwemme der China-BĂŒcher zeichnet sich eine zweite Welle ab. Nach den geostrategischen, theoretischen Grundlagentiteln kommen jetzt BĂŒcher von Praktikern fĂŒr Praktiker. Gut so, denn nachdem der Chinese an sich und bis auf weiteres ein rĂ€tselhaftes Wesen bleibt, mit dem in Sachen Business nicht immer gut Kirschen essen ist, sind praxisnahe BĂŒcher jetzt umso willkommener. Eine NĂŒrnberger Unternehmensberaterin, die Mitarbeiter deutscher Firmen auf das Asien-Business vorbereitet, hat jetzt ihr gesamtes praktisches Wissen zusammengetragen. Und in der Tat: Die Frau weiĂ, wovon sie spricht. Die Themenpalette ist weit gespannt: Vom erfolgreichen Markteinstieg, den Aufbau und der Sicherung von Marktposition, ĂŒber geglĂŒcktes Krisenmanagement bis hin zur Personalpolitik vor Ort. Eines zeigen fast alle Kapitel: Zwischen Theorie und Praxis klafft eine groĂe LĂŒcke. Beispiel: chinesische Mitarbeiter. Sehr oft bewerben sie sich mit sensationellen Zeugnissen und Zertifikaten. Was nicht viel sagt, wer den stupiden Leistungsdrill im chinesischen Schulsystem nĂ€her kennt. âKreativitĂ€t, ProduktivitĂ€t oder Initiative werden in diesem System nicht ausgebildet.â Deshalb wundert es nicht, wenn deutsche Arbeitgeber spĂ€ter in ihre neuen Angestellten investieren und diese nachqualifizieren mĂŒssen. Diese und Ă€hnliche Augenöffner findet man einige in diesem Buch. Der Nachteil: es sind auch manche Business-Weisheiten und PlattitĂŒden anzutreffen, die mit China wenig zu tun haben. Beispiel: âEin Engagement wird nur erfolgreich sein, wenn man seine Chancen sorgfĂ€ltig geprĂŒft hat und gut vorbereitet ist.â Oder: âDiejenigen auslĂ€ndischen Betriebe, welche die Marktbedingungen richtig erkennen und ihre eigene Firmenpolitik an die chinesischen VerhĂ€ltnisse anpassen, werden ĂŒberleben.â Mit Verlaub: SĂ€tze wie diese dĂŒrften in einer globalisierten Welt so ziemlich auf jedes Land zutreffen. Egal: Der realistische Blick auf ein zerrissenes Land zwischen High Tech-Moderne und Steinzeit-Landwirtschaft hilft dem interessierten Leser auf jeden Fall ein StĂŒck weiter. --Nina Hesse Quelle:
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