Der Ort der Ermittlungen heißt diesmal nicht Ystad in Schweden, auch nicht Venedig oder Triest, sondern Wien und Umgebung. Ein Teil des Wienerwaldes brennt noch, als die Leiche des Bauunternehmers Gottlieb Hartleben gefunden wird. Auf Kommissarin Maria Kouba und ihren Kollegen Phillip Roth, dessen raue Kumpelhaftigkeit sie schätzt, ihr aber keinesfalls genügt -- wie gerne würde sie mit ihm eine Liebesbeziehung eingehen --, wartet jede Menge Arbeit. Sabina Naber hat mit ihrem zweiten Roman Der Kreis vordergründig eine spannende Kriminalgeschichte geschrieben. Doch auch die Skizzierungen von Freundschaften in kirchlichen Männerbünden, die von Hass triefende Vater-Sohn-Beziehung und der Einblick in die SM-Szene vermögen den Leser zu fesseln. Dazu kommt der Schauplatz Wien mit den für so manche vertrauten Gassen und Straßen, der Wiener Dialekt und Schmäh, der das Buch liebenswert macht. Und insbesondere die Figur der Mitdreißigerin Maria Kouba gefällt: Die Kommissarin ist eine emanzipierte Frau, die weiß was sie will, die hart ist, kämpferisch und charmant zugleich. Ihre Schwäche gegenüber dem Kollegen Phillip möchte sie zunächst nicht zulassen, lernt das jedoch im Laufe der Ermittlungen mithilfe von Oliver, Phillips bestem Freund. Oliver zeigt ihr auch Bruchstücke aus der SM-Welt, in der die Kommissarin die tiefe Verlogenheit der Menschen begreift, ihre Scheinwelt, ihre vordergründige Moral, den hohen Stellenwertes des Geldes und die Geringschätzung des Nächsten. Mag auch die Schilderung eines Lokals in der SM-Szene der Autorin etwas zu bunt und fantasievoll geraten sein, so handelt es sich um ein sehr gelungenes Werk. Das Buch verdient das Prädikat "intelligente Unterhaltung" ebenso wie "charmante Kriminalfalllösung". --Elfriede Quell Quelle:
|