Auf See wartet nicht die große Freiheit, sondern das Grauen: Beklemmend und zielsicher skizziert Klaus Hympendahl in seinem Logbuch der Angst die Abgründe menschlicher Seelen, die in der klaustrophobischen Enge einer Hochseeyacht und dem Zusammenprallen von Charakteren, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, geboren werden. Seite um Seite steuert die Crew der "Apollonia" der Katastrophe entgegen. Die Tatsache, dass es sich bei dieser Geschichte um einen authentischen Fall handelt, macht das Buch noch packender. Es beginnt mit dem alten Traum vom Aussteigen. Ein deutsches Pärchen -- er ein gut situierter leitender Angestellter, sie seine wesentlich jüngere, völlig auf ihn fixierte Freundin -- plant, künftig auf der Karibik-Insel Barbados mit einem Charterschiff ihr Leben zu verbringen. Weil den beiden Schiffseignern auf Gran Canaria die ursprüngliche Crew davonläuft, wird schnell eine neue angeheuert: zwei junge Männer vom Bodensee, die im Trip über den Atlantik das große Ferienabenteuer wittern, und ein segelerfahrenes Paar, für das diese Reise die Existenzgrundlage sichern muss. Schon am ersten Segeltag gibt es in dem zusammengewürfelten Team Reibereien. Schließlich eskaliert die Situation und gipfelt in einem Blutbad. Angelehnt an eine wahre Tragödie schildert Hympendahl, wie sich aus alltäglichen Meinungsverschiedenheiten tödlicher Hass entwickelt. Obwohl sein Blickwinkel als der eines neutralen Betrachters außen vor bleibt, werden die Motive und Gefühle der Akteure erstaunlich klar. Der Leser beginnt, die Konflikte zu verstehen und stellt sich am Ende des Buches entsetzt die Frage, ob man weder brutal noch abartig sein muss, um zum Mörder zu werden. Es reicht bereits, mit anderen Menschen auf engem Raum zusammenleben zu müssen. Das einzige Manko dieses ansonsten überaus spannenden Psychogramms: Die weiten Passagen, die sich mit Segeltechniken, Navigation und diversen Reparaturarbeiten an Schiff und Motor befassen, sind zuweilen anstrengend und erinnern an ein -- wenn auch sehr gut geschriebenes -- Nautik-Lehrbuch. --Carmen Krippl Quelle:
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