Unzählige Landschaften habe er schon gesehen, gab Gerhard Richter einmal zu Protokoll, aber nur wenige würde er fotografieren. Von diesen Fotos wiederum nutze er kaum eins von hundert für seine Gemälde: "Ich suche also etwas ganz Bestimmtes". Wie stark Richters Interesse seit jeher diesem "Bestimmten", im konkreten Ausschnitt fixierten Besonderen der gesehenen Naturgegebenheiten verpflichtet ist, zeigt der Ausstellungskatalog Landschaften des Sprengel Museums aus Hannover. Er widmet sich damit einer der großen Konstanten im Werk des vielseitigen Künstlers: Versammelt sind Motive aus 35 Jahren malerischen Schaffens, von der nach einer Zeitschriftenvorlage gefertigten Alster-Ansicht aus dem Jahr 1963 über die ägyptischen Landschaften oder den auf Schnappschüssen basierenden Korsika-Bildern der 1960er-Jahre und die Apfelbaum-Ansichten der 1980er-Jahre bis hin zu den großformatig-verschwommenen, grandiosen "Seestücken" aus dem Frühjahr 2001 auf der Grundlage von eigenen, das "Bestimmte" konservierenden Fotografien. Nach Firenze (2001) ist mit Landschaften somit ein weiteres grandioses Zeugnis der Vielfalt dieses einzigartigen Künstlers bei Hatje Cantz erschienen. Dass selbst die pastos aufgetragenen grauen Felder der ungegenständlichen Ölbilder Richters eigene, fiktive Farblandschaften entwerfen, zeigen die Gegenüberstellungen der Arizona (1984) oder Baumgruppe (1987) betitelten Abstraktionen oder Übermalungen wie Venedig (1986) zu nahezu realistisch-illusionistisch anmutenden Gemälden Richters, darunter die Ruhrtalbrücke (1969), das grandios-nebulöse Bergpanorama Garmisch (1981) oder -- einmal mehr -- Venedig (1985). So wird die ganze Bandbreite eines Malers aufgezeigt, der wie kein zweiter die augenblickliche Kunstszene prägt. --Stefan Kellerer Quelle:
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