Dies ist ein faszinierendes Buch über das, was in den ersten zehn bis fünfzehn Kilometern unserer Atmosphäre passiert. Schon das erstmalige Stöbern offenbart die ganze Farb- und Formenvielfalt des Wettergeschehens. Dabei hat der Meteorologe Hans Häckel bewusst den Lehrbuchcharakter vermieden, auch wenn er sich mit seinem Buch ausdrücklich nicht nur an Laien, sondern auch an Studenten und Fachleute wendet. Hier findet sich also keine systematische Nomenklatur von Wolkenformen oder ähnlichem, vielmehr lässt sich unendlich vieles über das Wie und Warum alltäglicher Wettererscheinungen erlesen -- und die Nomenklatur der Wolkenformen lernt man zwischendurch natürlich auch. Sicher stellt man sich unter "Atlas" eher etwas Großes und Schweres vor, trotzdem sind die Fotos in diesem handlichen Buch von erstklassiger Qualität -- und das wegen der bisweilen originellen, in jedem Fall aber gekonnt gewählten Motive. Das eingeschmolzene Blatt im Schnee, das Flirren auf einer sommerlichen Landstraße oder doppelte Regenbögen. Vieles kennt man aus der eigenen alltäglichen Erfahrung, vieles hätte man selbst gar nicht in einem Buch über Wetterphänomene erwartet: faulige Kirschen unter Cellophan oder die Vielgestaltigkeit von Kondensstreifen etwa. Die jeweiligen Exkurse sind spannend zu lesen, wissenschaftlich fundiert aber niemals zu kompliziert. Besonders reizvoll sind die praktischen Lehren, die man aus der Beobachtung von Wetterphänomen ziehen kann. So schildert Häckel beispielsweise Windkanalversuche, mit denen die Umströmung komplexer Bauten simuliert werden kann. Wie wird Silberjodid zur Hagelbekämpfung eingesetzt, wie kann die "Albedo", also die Strahlungsreflexion zur Kartierung von Waldschäden genutzt werden, wie wirkt sich Blitzschlag in einem Flugzeug aus und was um Himmels willen sind Geländeöfen? Aus dem Stöbern wird neugieriges Lesen und schließlich das regelmäßige Nachschlagen. --J. Schüring Quelle:
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