Dinah Hall greift in ihrem Buch Country Modern die neueste Strömung im Bereich des Wohndesigns auf. Über 150 farbige Seiten veranschaulichen den neuen Geist, der Ende der 90er Jahre das Landleben durchweht. Der Ausspruch: "Im Grunde unseres Herzens sind wir alle primitive Hüttenbewohner", bringt die Philosophie dieser Bewegung auf den Punkt. Wo noch vor einigen Jahren der Landhausstil in seiner Üppigkeit schwelgte, hat sich in den neunziger Jahren ein Bedürfnis nach Authentizität durchgesetzt. Aus der Lust an überbordender Eleganz entstand die Tendenz zur Beschränkung auf das Wesentliche. Die Autorin führt in ihrem Bildband Beispiele aus dem Bereich Wohnkultur an, in der die Sehnsucht nach einem unverstellten Ausdruck der Persönlichkeit ihre Umsetzung fand. Unverstellt kann hierbei durchaus wörtlich genommen werden: Die von heutigen minimalistischen Designern geschaffenen Räume wirken auf den ersten Blick ungemütlich und karg. Und doch besitzen sie -- oft von kirchlichen und klösterlichen Gebäuden inspiriert -- einen eigentümlichen Rhythmus, der dem Betrachter ein Zurückfallen in sein Selbst erlaubt. Ohne durch überflüssige Schnörkel abzulenken, bieten sie Nahrung für Seele und Sinne. Die eigene Zeit nicht verleugnen, das Alte nicht unterdrücken, Vergangenheit Raum zum Atmen geben: Wie eine solche Komposition aussehen kann, zeigt auf eindrucksvolle Weise das Beispiel einer umgebauten Kapelle in Yorkshire. Hier haben sich die Besitzer nicht zur gotischen Schwülstigkeit verleiten lassen, sondern sind eine gelungene Kombination von Altertum und Moderne eingegangen. Hauchdünner Musselin vor den Fenstern filtert das Licht und kontrastiert mit dem soliden Mauerwerk; den Raum dominiert ein wuchtiger alter Holztisch, dessen Dominanz wiederum durch die Leichtigkeit der Stühle mit ihren dünnen Metallbeinen aufgehoben scheint. Country Modern zeigt in zahllosen Beispielen, wie reizvoll der Designmix aus alt & neu in seiner ungewöhnlich kompromißlosen Strenge sein kann. --Anne Hauschild Quelle:
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