"Das Drehbuch selbst ist schon der Film." betont Jean-Claude Carrière zu Beginn seines Textes, und diese Aussage markiert sogleich die Besonderheit von Drehbüchern: Sie dienen als Basis für einen Film und sind deswegen mit keiner anderen Literaturform vergleichbar, streng genommen sind sie überhaupt keine Literatur. Für Carrière ist "der Drehbuchautor vielmehr Filmschaffender als Schriftsteller". Seine Arbeit unterliegt anderen Gesetzmäßigkeiten als die des Romanautors, es gilt dabei eine "Allianz zwischen Schrift und Film" zu schaffen. "Ein Drehbuch zu verfassen bedeutet mehr als zu schreiben. Auf alle Fälle bedeutet es, anders zu schreiben." Der Drehbuchautor muss das spätere Endprodukt Film immer im Kopf haben, er sollte dessen Ausdrucksformen kennen, aber auch die technischen Aspekte des Filmemachens. Diese aus langer Erfahrung gewonnenen Erkenntnisse legen Carrière wie auch Pascal Bonitzer künftigen Drehbuchautoren nahe. In dem Band, der eigentlich sogar drei und nicht nur -- wie es der Titel suggeriert -- zwei Aufsätze vereint, reflektieren Carrière und Bonitzer über Filmskripts. Im ersten Teil betrifft dies Grundsätzliches von der Arbeit an und mit einem Drehbuch. Teil zwei (das im Titel "verschwiegene" Buch) erläutert die Schwierigkeiten, die ein Drehbuchautor meistern muss. Den Ausklang bildet ein langer Essay Carrières über das Geschichtenerzählen. Zeitlich weit zurückgreifend erklärt Carrière die Bedeutung von Geschichten im kulturgeschichtlichen Erbe und in der Neuzeit. Carrière und Bonitzer haben kein klassisches Lehrbuch im Stil "Lektion 1 bis 20" verfasst. Sie erörtern das Drehbuchgeschäft grundlegender, sollten aber gerade deswegen von jedem angehenden Filmautor einmal gelesen werden. Als Ergänzung kann man dann immer noch Robert McKees Lehrbuch Story zur Hand nehmen. --Joachim Hohwieler Quelle:
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