Falls Sie einen gemütlichen Ohrensessel besitzen, ist der GEO-Bildband Himalaya hervorragend dazu geeignet, dort als Lektüre genossen zu werden. Denkbar ist auch ein Diwan, eine komfortable Couch oder eine behagliche Liegewiese. Auf jeden Fall empfiehlt es sich, vor dem Öffnen dieses monumentalen Bildbandes einen Ort aufzusuchen, an dem Sie gerne stundenlang verweilen. Denn es besteht die Gefahr, diesem kiloschweren Riesenbuch gnadenlos zu verfallen. Steht doch das Gewicht stellvertretend für die emotionale Fülle, die der französische Starfotograf Éric Valli durch seine atemberaubenden Aufnahmen entstehen lässt. Auf rund 400 Abbildungen, die größtenteils doppelseitig, mitunter sogar zusätzlich ausklappbar sind, werden Menschen vorgestellt, deren Gesichter und Körperhaltungen Bände sprechen. So wie bei dem schüchternen Nomadenmädchen, das lächelnd einen Teller Essen entgegenstreckt. Denn mit dieser einen Geste drückt sie mehr aus als 1.000 Worte über Gastfreundschaft. Oder der greise Lama, der still an seinem Maisbier zuzelt. Oder der fürsorgliche Vater, der im Feuerschein sein kleines Kind in den Schlaf wiegt. Ähnlich wie bei Vegas Anden-Buch stellt in den Augen des Fotografen die Natur trotz ihrer gewaltigen Größe, Weite und Schroffheit lediglich die Kulisse für menschliches Handeln dar. Im Vergleich zum Südamerika-Schmöker besteht der Textteil allerdings nicht aus literarischen Essays, sondern gestaltet sich sachlicher und fundierter, aber auch spannend. Die Ethnologin Anne de Sales beschreibt auf verständliche und spannende Art und Weise die Entstehungsgeschichte des jüngsten Großgebirges der Erde, Völkerwanderungen und Eigenarten der nomadisierenden und sesshaften Völker. Dabei gelingt es ihr, Fakten, Anekdoten und Legenden mit einer kritischen Betrachtung aktueller Entwicklungen des Lebens im Himalaya zu verbinden. Und diese Mischung gelingt ebenso beeindruckend wie die von Text und Bild. --Christian Haas Quelle:
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