"Der Kampf um mein Leben und meine Seele" sei dargestellt in seinen Erinnerungen, sagte der teilweise stark abgestürzte Ex-Tennisstar Boris Becker, der 1985 mit 17 Jahren als erster Deutscher und jüngster Spieler Wimbledon gewann, in einem Interview. Und machte schon im lyrischen Titel Augenblick, verweile doch recht deutlich, dass er mit dem Memoirenband durchaus Anspruchsvolleres als einige Kollegen plane: "Wenn ein Leser mit dem kleinen Feldbusch oder aber mit Bohlen zufrieden ist -- in Ordnung! Ich allerdings habe ein anderes Verständnis von Niveau." Wie unter Promis inzwischen üblich hat Becker Augenblick, verweile doch auch als Hörbuch, von ihm selbst gelesen, eingespielt. Da drängt sich ein direkter Hörvergleich zwischen ihm und Bohlen natürlich auf. Dabei zeigt sich: Bohlen liest besser als Becker. Wenn Ersterer mit seiner schnoddrigen Art erzählt, wie er mit einer sich zierenden Verona Feldbusch im Auto immer wieder um den Block fuhr, ohne dass das geschah, wofür er die Feldbusch eigentlich ins Auto eingeladen hatte, dann ist das auch akustisch witzig. Dafür hält sich Boris nicht lange mit Geplänkel auf. "Fünf Minuten Smalltalk, und schon ging's in der nächstmöglichen Ecke zur Sache", heißt es etwa zur Besenkammer-Episode mit Angela Ermakowa. Kurz darauf ereilt den verdatterten Star ein Fax: "Das Ergebnis unseres Meetings ist nun bereits im achten Monat." Des Weiteren gibt es viel zu Hören von Erfolgen, Drogenexzessen und Wegen aus dem Sumpf bei Boris Becker. Und niveauvoller als Bohlens Bekenntnisse kommt Beckers Augenblick, verweile doch tatsächlich auch daher. Wer also etwas über die Höhen und Tiefen des Tennisstars erfahren will, der ist auch bei der Hörfassung gut aufgehoben. Also: Als Klangerlebnis ein Punkt für Bohlen, an Inhaltsschwere ein Punkt für Becker. Insgesamt also: Deuce. --Stefan Kellerer Hörbuch, 4 CDs, ca. 260 Minuten. Quelle:
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